„Der verletzliche Selbstwert Würde“

1997 fragte die Referentin Heide Marie Voigt Herrn Simon nach seinen Erinnerungen an das KZ.  Sie sei die erste, sagte er – und was er anfangs erzählte, war merkwürdig quer. Er verschwieg seine Erfahrungen beim Sprechen.

Dr. Edith Eva Eger beschreibt dieses Verhalten so: Ich machte eine Gefängniszelle aus meinem Grauen und verriegelte das Schloss mit Schweigen. Sie nennt ihren Arbeitsansatz die ‚Therapie der Wahlfreiheit‘. Sie ist Überlebende von Auschwitz – und kennt Trauma-Bewältigung als eigenen Heilungsprozess.

Thema des Vortrags ist also nicht das Grauen der KZ-Erfahrung von Herrn Simon oder Frau Eger – sondern die Frage: Wie überwindet der Mensch, der überlebt hat, den Opfer-Status? Wie bricht er die Gefängniszelle des eigenen Schweigens und wird gleichberechtigtes Gegenüber?

Gibt es auch für die deutsche Kriegsgeneration und ihre Nachfahren eine ‚Gefängniszelle des  Schweigens‘? Können wir als selbst Betroffene am Heilungsprozess teilnehmen?

Die Referentin hinterfragt also ihr eigene Art zuzuhören und spricht über ihre eigene Veränderung bei der Erinnerungsarbeit.