Geschichte und Erinnerung

Deutschland auf der Flucht. Exil in Amsterdam 1933-1945

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Gabriele Silten aus Berlin im Winter 1939 im Exil in Amsterdam. Foto: Sammlung Silten/Lastoria e.V.
22.05.2022
10:00 Uhr
Referent:in Christine Kausch, An Huitzing, Barbara Johr, Eva Schöck-Quinteros, Monika Felsing und andere Veranstaltungsort: Villa Ichon
Goetheplatz 4
28203 Bremen

In der Geschichtswerkstatt "Deutschland auf der Flucht" werden unterschiedliche Aspekte der Erinnerungsarbeit vorgestellt.

In Amsterdam Zuid haben sie in der NS-Zeit vorübergehend Zuflucht gefunden: Anne und Margot Frank aus Frankfurt am Main mit ihren Eltern, aber auch Werner Deutschland aus Hemelingen und viele andere Verfolgte aus Deutschland, Österreich und Osteuropa. Nach dem Bremer hat der Lastoria e.V. ein groß angelegtes Gedenkprojekt benannt: "Deutschland auf der Flucht. Exil in Amsterdam Zuid 1933-1945". Und so heißt auch die niederländisch-deutsche Geschichtswerkstatt in der Villa Ichon (Goetheplatz 4) die für 22. Mai 2022 von 10 bis 18 Uhr geplant ist.

Ab etwa 10 Uhr laufen Vorträge, dazwischen fünfminütige Sessions mit offenem Mikro, bei denen ehrenamtlich oder hauptberuflich Forschende ihre Projekte vorstellen können, außerdem biografische Lesungen aus den Memoiren von Child Survivors, ein Crashkurs in Niederländisch und jüdische Musik zum Mitsingen. Zu den Vortragenden zählen unter anderem die Historikerin Monika Felsing, die das Projekt ehrenamtlich betreut, An Huitzing aus Amsterdam, die das Leben der deutschen Fotografin Annemie Wolff erforscht hat, Christine Kausch, die ihre Doktorarbeit über das Exil in Amsterdam geschrieben hat, die Historikerinnen Barbara Johr (Initiativkreis Stolpersteine Bremen) und Eva Schöck-Quinteros (Uni Bremen), die gemeinsam mit Peter Lüchinger (Shakespeare Company) das Projekt „Aus den Akten auf die Bühne“ betreut. Auch Miriam Mijatovic-Keesing hat vor, aus Amsterdam zu kommen: Ihr privates Projekt DOKIN über unbegleitete Jugendliche, die in der Nazizeit in den Niederlanden waren, ist eine wichtige Quelle für die biografische Forschung geworden.

Die große Mehrheit der Männer, Frauen und Kinder im Amsterdamer Süden war in ihrer Heimat wegen ihrer jüdischen Abstammung verfolgt worden. Viele hofften darauf, nach Übersee zu gelangen. Das galt auch für die Familie Silten. Ruth Gabriele Silten, ihre Eltern und ihre Großmutter väterlicherseits waren aus Berlin in die Niederlande geflohen. Ein Geschäftsfreund der Apothekerfamilie, Heinrich Dräger aus Lübeck, versuchte, Ernst Silten, den Erfinder des Beatmungsgerätes „Atmos“, und dessen Angehörige vor Auschwitz zu bewahren. Die Enkelin Gabriele und ihre Eltern überlebten die Lager Westerbork und Theresienstadt. Jahrzehnte später hat R. Gabriele S. Silten ihre Erinnerungen in zwei Bänden festgehalten, die in ehrenamtlicher Arbeit übersetzt worden sind und seit 2020 und 2021 auf Deutsch vorliegen: „Zwischen zwei Welten“ und „Ist der Krieg vorbei?“ (BOD, Norderstedt).

Zur Erinnerung an R. Gabriele S. Silten (1933-2021) und ihre Familie lobt der Lastoria e.V. einen Preis für Studierende, Schülerinnen und Schüler aus, die sich mit Holocaustthemen befassen. Gegen Ende der Geschichtswerkstatt sollen die Namen der Preisträgerinnen und Preisträger verkündet werden. Bewerbungen um den Preis sind bis 31. März 2022 unter mail@lastoria-bremen.de möglich. Unter der Mailadresse werden auch Anmeldungen für die Geschichtswerkstatt angenommen. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden erbeten.

Teilnahmegebühr: Kostenlos, Spenden erwünscht Anmeldung:
mail@lastoria-bremen.de
Veranstalter: Geschichtsverein Lastoria e.V. BarrierefreiheitDie Räume sind nicht barrierefrei! Kontakt
Monika Felsing E-Mail: mail@lastoria-bremen.de