Juni 1940 - Wehrmachtsverbrechen in der Bretagne

In den Erzählungen seines Vater klang es nur wie ein gefährliches Kriegsabenteuer:
Als Pilot im Zweiten Weltkrieg wird sein Kampfflugzeug bei Brest von französischer
Flak angeschossen und muss auf einem Acker notlanden.
Die vierköpfige Crew wird von Bauern umringt, beschimpft, geschlagen, schließlich
festgenommen. Aber schon am nächsten Tag, dem 19. Juni 1940, besetzt eine
Panzerdivision der Wehrmacht die Bretagne.
Oberleutnant Kurt Sodemann und seine Crew werden befreit.
Vor drei Jahren stieß sein Sohn, der Bremer Journalist Christoph Sodemann,
im Internet auf einer Foto des Flugzeugwracks mit dem großen Hakenkreuz -
und auf die ganze Geschichte.
Dokumentiert hat sie der bretonische Lokalhistoriker Gildas Saouzanet.
Direkt nach der Besetzung suchen Wehrmachtssoldaten in dem Dorf Plouguerneau
nach den Einwohnern, die die deutsche Crew attackiert hatten.
Zwei Bauern werden verhaftet. Jean-Marie Kérandel und Jean Balcon waren
diejenigen, die nach der Notlandung die aufgebrachten Bauern beruhigt hatten.
Die Deutschen wissen das, aber sie wollen die Namen der Beteiligten. Doch Kérandel
und Balcon schweigen. Am 23. Juni erlässt ein Offizier der Panzerdivision,
im Hauptberuf Amtsrichter, ein Feldurteil.
Kérandel wird zum Tod verurteilt, Balcon zu 12 Jahren Haft in Deutschland.
Er kehrt 1945 als gebrochener Mann zurück. Kérandel wird am 27. Juni erschossen.
Er war 57 Jahre alt und Vater von acht Kindern.
Für Christoph Sodemann war das ein Schock. Im März dieses Jahr ist er nach
Plouguerneau gereist und hat Nachkommen von Jean-Marie Kérandel getroffen.
Eine hoch emotionale Begegnung mit 21 Angehörigen im Rathaus von Plouguerneau.
Jetzt kommen Yvonne und Françoise Kérandel, Enkelinnen des Ermordeten,
mit dem Historiker Saouzanet nach Bremen. Wie kann das transgenerationelle Erbe
des Krieges gemeinsam überwunden werden?
Darüber sprechen sie mit Christoph Sodemann, dem Psychoanalytiker
Dr. Peter Pogany-Wnendt, Vorsitzender des Arbeitskreises zu den intergenerationellen
Folgen des Holocaust (PAKH e.V.) und Carole Zandona, Direktorin des Bremer Institut Français.
Eine gemeinsame Veranstaltung der St.Rembertigemeinde, des PAKH e.V. und
des Bremer Institut Français – mit Unterstützung des Deutsch-Französischen Bürgerfonds.
Christoph Sodemann E-Mail: c.sodemann@constructify.media Telefon: Tel. 0152 34354866