Katar vs. Menschenrechte

Im Dezember 2010 vergab die FIFA in einem von Korruption geprägten Verfahren die WM 2022 an Katar. Heute, zwölf Jahre später, steht der Beginn dieser umstrittensten WM aller Zeiten unmittelbar bevor und die Proteste gegen das Turnier haben zugenommen. Auf Einladung der Landeszentrale für Politische Bildung wird aus diesem Anlass am Montag, dem 21. November der Autor Dietrich Schulze-Marmeling zu Gast im Kukoon sein. Der Referent widmet sich nicht nur der Lage im Austragungsland des Turniers, sondern auch der Politik der FIFA und Entwicklung der Protestbewegungen, die sich unter der Überschrift #NichtUnsereWM formiert hat. Nach dem Vortrag von Dietrich Schulze-Marmeling findet ein Gespräch mit ihm und Jonas Burgheim, dem Präsidenten des Zentrums für Menschenrechte und Sport e.V. (ZMS) statt. Die Moderation übernimmt Ralf Lorenzen (freier Autor und Sportjournalist).
Eine Überraschung war die WM-Vergabe an Katar nicht: Der internationale Spitzenfußball hängt am Tropf von Ländern, deren Reichtum auf der Ausbeutung von fossilen Brennstoffen basiert: Vereinigte Arabische Emirate, Saudi-Arabien, Katar und bis zum Ukraine-Krieg auch Russland. Für die FIFA war Katar die ideale Wahl. Katar ist eines der weltweit reichsten Länder und wird autokratisch regiert. Die FIFA liebt Länder, in denen starke Männer durchregieren und dafür sorgen, dass die Organisation eines großen Turniers nichts zu wünschen übriglässt. Auch wenn dabei Menschenleben auf der Strecke bleiben.
Dietrich Schulze-Marmeling gehört zu den profiliertesten und produktivsten Fußballautoren- und -historikern in Deutschland. Sein erstes Fußballbuch erschien 1992 und trug den Titel „Der gezähmte Fußball. Zur Geschichte eines subversiven Sports“. Es folgten u.a. Bücher zur Geschichte großer nationaler sowie internationaler Vereine, denen der Charakter von „Standardwerken“ attestiert wurde. Für seine bislang wertvollste Veröffentlichung erachtet der Autor indes „Davidstern und Lederball. Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball“, die mit dazu beitrug, dass die Geschichte des deutschen Fußballs „umgeschrieben“ wurde. Für das Buch „Der FC Bayern und seine Juden. Aufstieg und Zerschlagung einer liberalen Fußballkultur“ wurde Schulze-Marmeling mit dem Preis für das Fußballbuch des Jahres ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Fußballkultur und lebt in Altenberge bei Münster. Dietrich Schulze-Marmeling ist Mitinitiator der Kampagne #boycottqatar2022. Seine aktuellen Veröffentlichungen sind „Tradition schießt keine Tore – Werder Bremen und die Herausforderungen des modernen Fußballs“ (gemeinsam mit Marco Bode) und „Boykottiert Katar 2022! Warum wir die FIFA stoppen müssen“.
Jonas Burgheim ist ehrenamtlicher Präsident des Zentrums für Menschenrechte und Sport e.V. (ZMS). Als Jurist mit Menschenrechts-, Außenhandels- und Public Policy-Schwerpunkt hat er sich im Bereich Wirtschaft und Menschenrechte spezialisiert. Ab 2010 war der Bremer für die Vereinten Nationen, die VolkswagenStiftung und das Entwicklungsministerium zu Menschenrechten und Sport als Policy-Maker tätig. Heute ist er in Berlin Kreuzberg zuhause und trägt als Politikberater im nationalen und internationalen Umfeld fachlich zur Achtung der Menschenrechte durch Politik, Wirtschaft und Sport bei. Burgheim hat Fachbeiträge zu Menschenrechten, Sport und gesellschaftspolitischen Themen veröffentlicht. Seine Überzeugung ist: Boykottieren reicht nicht – es braucht Handlungsanstöße für Politik und Sport, um menschenrechtlichen Herausforderungen angemessen zu begegnen. Mit dem ZMS setzt er sich dafür ein, dass das passiert.
Tobias Peters E-Mail: tobias.peters@lzpb.bremen.de Telefon: 0421 361 2098