Geschichte und Erinnerung Internationale Politik

"Das Gericht über die Jugend"

Vortrag
Symbolbild Vortrag (c) pixabay
17.04.2024
18:30 Uhr
Referent:in Liubou Kaspiarovich Veranstaltungsort: Haus der Wissenschaft
Olbers-Saal
Sandstraße 4/5
28195 Bremen

Liubou Kaspiarovich, Gewinnerin des ersten Marie-Mindermann-Stipendiums, präsentiert ihr Projekt "Das Gericht über die Jugend", in dem sie die Erfahrungen von inhaftierten Studierenden in belarussischen Gefängnissen beleuchtet. Im Rahmen dieses Projekts führt sie Interviews mit zwölf Studierenden, die sich an den Studentenprotesten 2021 in Minsk beteiligt hatten.

Das Ziel ist es, herauszufinden, wer diese jungen Menschen sind, warum sie an den Protesten teilgenommen haben und was sie dazu bewegt hat, sich der Diktatur zu widersetzen. Außerdem interessiert Kaspiarovich, welche Erfahrungen sie aufgrund ihres Engagements in Haft gemacht haben und wie sie ihr Leben und ihre Zukunft nach dieser Erfahrung gestalten.

Liubou Kaspiarovich (31) ist eine ausgebildete Journalistin, die Journalismus und Medienwissenschaft in Minsk (Belarus) und Bochum (Deutschland) studiert hat. Sie arbeitete fünf Jahre lang bis 2021 bei TUT.BY in Minsk, einem der größten unabhängigen Online-Medien in Belarus, das monatlich von über 3 Millionen Belarussinnen und Belarussen gelesen wurde. Dort beschäftigte sie sich vor allem mit Themen wie Sozial- und Bildungspolitik, Kultur und Geschichte. Ab Sommer 2020 begann sie auch über die Proteste und rechtlichen Angelegenheiten zu berichten.

Im Mai 2021 berichtete Kaspiarovich über den Gerichtsprozess gegen zwölf Studierende, die an den Studentenprotesten teilgenommen und später inhaftiert wurden. Auf dem Rückweg vom Gericht zur Redaktion wurde sie von unbekannten Männern angegriffen und festgenommen, die sich später als Sicherheitskräfte herausstellten. Aufgrund ihrer journalistischen Tätigkeit wurde sie zu 15 Tagen Haft verurteilt. In einem Artikel beschrieb sie ausführlich die Haftbedingungen.

Während ihrer Inhaftierung wurde TUT.BY blockiert und aufgelöst. 15 ihrer Kolleginnen und Kollegen wurden verhaftet, darunter die Chefredakteurin Maryna Zolataa und die Geschäftsführerin Ludmila Hekina, die später zu 12 Jahren Strafkolonie verurteilt wurden.

Einige Wochen nach ihrer Freilassung verließ Kaspiarovich Belarus, um zur Ruhe zu kommen. Obwohl sie geplant hatte, nach einem Monat zurückzukehren, durfte sie dies nicht, da TUT.BY als extremistische Organisation eingestuft wurde.

Seit Ende 2021 lebt Liubou Kaspiarovich in Berlin und arbeitet weiterhin als Journalistin im Exil.

 

 

Teilnahmegebühr: Kostenfrei Veranstalter: Deutscher Journalisten Verband - Landesverband Bremen e.V. BarrierefreiheitInformationen zur Barrierefreiheit erhalten Sie beim Veranstalter Kontakt
DJV Landesverband Bremen e.V. E-Mail: info@djv-bremen.de