Das letzte Kapitel der NS-Massenverbrechen
Mit der Auflösung der KZ-Lager im März und April 1945 endete das Leiden der Häftlinge nicht. Den Märschen und Transporten unter unsäglichen Bedingungen fielen Tausende zum Opfer, ein von vielen wahrgenommenes Massenverbrechen. Die Historikerin Lilja Girgensohn berichtet über ihre Recherchen zu den Geschehnissen in und um Bremen.
In den Monaten März und April 1945 räumte die SS fast alle Konzentrationslager und die angeschlossenen Nebenlager. Nur wenige Wochen bis Tage vor dem sich klar abzeichnenden Sieg der Alliierten zwang die SS hunderttausende entkräftete KZ-Gefangene auf Evakuierungsmärsche und -transporte, von den Überlebenden später als Todesmärsche bezeichnet. Die Zivilbevölkerung wurde Zeugin dieses letzten großen Verbrechens des Nazi-Regimes. Sie nahm unzureichend bekleidete und verpflegte Gefangene wahr, die auf Gewaltmärschen durch Städte und Dörfer getrieben wurden; auch die mörderischen tagelangen Bahntransporten in überfüllten Güterwaggons blieben nicht unbemerkt, ebenso wenig wie die Tatsache, dass diejenigen, die zu fliehen versuchten oder das Marschtempo nicht mithalten konnten, von den Wachmannschaften ermordet wurden. Am Ende sollten an die 250.000 Häftlinge diese Torturen nicht überleben.
Auch für das KZ Neuengamme gehörten die Todesmärsche zum tödlichsten Abschnitt der KZ-Geschichte. Die Historikerin Lilja Girgensohn beleuchtet die Rolle des Drehkreuzes Bremen und des Bunkers Valentin als logistische Zentren der Neuengammer Todesmärsche. Ihr Vortrag zeichnet auf Basis der Erinnerungen von Überlebenden die Räumung der KZ-Außenlager im Emsland und Wilhelmshaven nach Bremen und die anschließenden Weitertransporte der Häftlinge über Bremen nach Sandbostel, Neuengamme und die Lübecker Bucht nach. Sie geht auch der Frage nach, ob sich entlang der Marschrouten noch unbekannte Häftlingsgräber finden lassen.
Der Vortrag findet statt im Rahmen der Ausstellung VERSCHLEPPT. VERSKLAVT. VERGESSEN? ZWANGSARBEIT IN BREMEN 1939-1945. 1. März bis zum 22. Juni 2024 im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus
Focke-Museum E-Mail: post@focke-museum.de Telefon: 0421 699 600 – 0