"Das 'Ostarbeiter'-Archiv der Menschenrechtsorganisation 'Memorial'
Die 2022 aufgelöste russische Menschenrechtsorganisation "Memorial" hat seit den 1990er Jahren ein umfangreiches Archiv mit ca. 320.000 Briefen ehem. NS-Zwangsarbeiter*innen aufgebaut. Evelina Rudenko, die heute in Bremen lebt, hat für "Memorial" zahlreiche Bildungsprojekte u.a. zum Schicksal der "Ostarbeiter" durchgeführt.
Noch vor dem Ende der Sowjetunion, im Jahr 1990, berichteten Zeitungsmeldungen von bevorstehenden Entschädigungszahlungen für ehemalige Zwangsarbeiter*innen aus der Sowjetunion, die in NS-Deutschland als „Ostarbeiter“ bezeichnet worden sind. Die Menschenrechtsorganisation „Memorial“, die sich die Aufarbeitung der stalinistischen Verbrechen zum Ziel gesetzt hatte, wurde fälschlicherweise als Ansprechpartner genannt und erhielt daraufhin wäschekorbweise Post. So entstand das „Ostarbeiter“-Archiv mit etwa 320.000 Briefen, in denen die Verfasser*innen oftmals zum ersten Mal von ihrer Zeit in Deutschland berichteten.
Gegen den Dachverband von „Memorial“ in Moskau sprach ein russisches Gericht Ende Dezember 2021 ein Urteil zur Zwangsauflösung, das am 28. Februar 2022 – wenige Tage nach dem Überfall auf die Ukraine – bestätigt wurde. Viele Mitarbeiter*innen von „Memorial“ verließen, auch unter dem Eindruck der drakonischen Maßnahmen gegen Gegner dieses Krieges, das Land. Sie bemühen sich gegenwärtig darum, neue Strukturen aufzubauen und die Arbeit auch aus dem
Ausland fortzusetzen.
Evelina Rudeno ist Projektkoordinatorin bei Memorial Zukunft e.V. zur Geschichte der sowjetischen Zwangsarbeiter im nationalsozialistischen Deutschland. Sie wird über ihre Arbeit und die aktuelle Situation und die weiteren Pläne von Memorial berichten.
Moderation: Dr. Ulrike Huhn
Im Rahmen der Ausstellung „Verschleppt. Versklavt. Vergessen? Zwangsarbeit in Bremen 1939-1945“
Focke-Museum E-Mail: post@focke-museum.de Telefon: 0421 699 600 – 0