Erinnerung als Entlastung - Eine Kritik aktueller Erinnerungspraktiken im Fußball
Fußballvereine, Initiativen, Fangruppen – sie alle erinnern regelmäßig an die nationalsozialistischen Verbrechen. Dies geschieht vor allem rund um die üblichen Gedenktage, insbesondere die Profiligen mit Millionen von Fans verfügen über eine enorme Reichweite. Darüber hinaus beleuchten immer mehr Vereine ihre Involviertheit in den Nationalsozialismus und die Verfolgungsgeschichten ihrer jüdischen Mitglieder.
Doch nicht jeder Akt der Erinnerung dient dem Gedenken und Erinnern. Immer wieder wird Erinnerungsveranstaltungen ein fehlender Gegenwartsbezug vorgeworfen. Angehörige und Nachkommen werden nicht mit einbezogen und durch ritualisierte Floskeln entsteht der Eindruck, dass der Akt der Erinnerung vor allem der Entlastung dient.
Wir möchten in dieser Veranstaltung einen kritischen Blick auf aktuelle Erinnerungspraktiken im deutschen Fußball richten. Von dort ausgehend soll der Blick ganz allgemein auf das Gedenken in Deutschland ausgeweitet werden. Welche Formen des Erinnerns sind angemessen? Wozu soll es dienen und welche Chancen bietet das Erinnern für Gegenwart und Zukunft? Was braucht es, damit Gedenken nicht zum Selbstzweck wird?
Am Gespräch nehmen teil:
Luis Engelhardt (Projektleiter „Zusammen1″ von Makkabi Deutschland, Initiative „Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“)
Julia Düvelsdorf (Leiterin der Abteilung Fanbetreuung Werder Bremen)
Ruben Gerczikow (Autor und Publizist)
Nina Reip (Deutsche Sportjugend, Leiterin Geschäftsstelle des Netzwerks Sport & Politik)
Marcus Meyer (Denkort Bunker Valentin, Historiker und Mitautor des Buches über jüdische Mitglieder beim SV Werder)
Moderation: Christoph Pieper (Direktor Kommunikation Werder Bremen)
akriba E-Mail: akriba@lidicehaus.de