Fern der Heimat verwurzelt. Die ehemaligen Gastarbeiterinnen der Bremerhavener Fischindustrie aus der Türkei

Die Ausstellung "Fern der Heimat verwurzelt" präsentiert in Texten und Fotografien die Lebensgeschichten ausgewählter Frauen der ersten Generation ehemaliger Bremerhavener Gastarbeiterinnen und ihrer Töchter aus der Türkei.

Sie lassen die Ausstellungsbesucher:innen teilhaben an ihren Erwartungen und Ängsten, ihren Träumen und der Realität. Mütter und Töchter schildern, wie sie die Trennung auf unbestimmte Zeit, die Ankunft in Deutschland, die Begegnung mit der neuen Kultur, Arbeit, Schule und Gesellschaft erlebten.

Zur Ausstellungseröffnung geben die Kuratorinnnen Gertrud Wiehler, Jutta Schmidt, Marli Friedrich-Heiligers vom Nord-Süd-Forum Einblick in die Entstehungsgeschichte und im anschließenden Gespräch bei Tee und Gebäck mit den portraitierten Frauen und Töchtern erfahren die Besucher:innen mehr über Bremerhavener Arbeits- und Migrationsgeschichte. Die Eröffnung begleitet musikalisch Murat Boyraz. 

Das Programm der Eröffnung wird ins Türkische bzw. Deutsche übersetzt. Program türkce vevya almancaya cevrilecektir. 

In den 1960er und 1970er Jahren kamen zahlreiche Frauen aus der Türkei nach Bremerhaven, um hier als sogenannte Gastarbeiterinnen zu arbeiten. Firmen in der Fischindustrie hatten sie angeworben, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken.

Ausgangspunkt dafür war das Anwerbeabkommen zwischen der Türkei und der Bundesrepublik Deutschland 1961, das deutschen Firmen ermöglichte, dringend benötigte Arbeitskräfte in der Türkei zu gewinnen. Weiterhin weniger bekannt ist, dass unter den sogenannten "Gastarbeitern" viele Frauen waren. So arbeiteten 1965 in Bremerhaven insgesamt 964 ausländische Arbeitnehmer:innen, darunter 359 Frauen. Für den wirtschaftlichen Aufschwung war ihr Beitrag unerlässlich.

Was bewog die Frauen, ihre Heimat und ihre Familien zu verlassen, um in einem fremden Land zu arbeiten? Viele mussten ihre kleinen Kinder bei Verwandten zurücklassen, um das karge Familieneinkommen aufzubessern. In Deutschland angekommen, waren sie meist nur als Arbeitskräfte auf Zeit willkommen. Lange Arbeitstage, die Unterkunft im Wohnheim mit Frauen aus anderen Ländern und fehlende Sprachkurse erschwerten das Ankommen. Ihre Familien konnten sie nur bei seltenen Besuchen in der alten Heimat sehen. Die Kinder kamen teilweise später nach.

Die Ausstellung wurde vom Nord-Süd-Forum Bremerhaven e. V. konzipiert und durch das Bundesprogramm Demokratie leben! in Kooperation mit dem Magistrat der Stadt Bremerhaven gefördert.

Die Wanderausstellung ist vom 7. März bis 11. Juni 2023 im Historischen Museum Bremerhaven kostenfrei zu besichtigen.

Teil des Begleitprogramms sind zahlreiche Lesungen und Gespräche für Schüler:innen, u.a. mit den Autorinnen Anna Yeliz Schentke und Leyla Bektaş, die in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Bremen, der jungen globale und dem Historischen Museum Bremerhaven stattfinden.