Gedenkprogramm 27. Januar

Gefallen – Gefangen – Begraben – Repatriiert.

Zählappell im Lager auf der Bahrsplate. Zeichnung des ehemaligen Häftlings Pierre Lefèvre
Zählappell im Lager auf der Bahrsplate. Zeichnung des ehemaligen Häftlings Pierre Lefèvre (c) Privatarchiv Billaux
22.02.2024
19:00 Uhr
Referent:in Jens Nagel Veranstaltungsort: Landeszentrale für politische Bildung
Birkenstraße 20/21
28195 Bremen

Vergessene oder bewusst nicht erinnerte Verbrechen an sowjetischen Kriegsgefangenen in Deutschland und Europa seit 1945.

Vortrag von Jens Nagel (Historiker/Leiter der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain).

Soldatenfriedhöfe sowjetischer Kriegsgefangener waren bis zur deutschen Wiedervereinigung in der öffentlichen Wahrnehmung von Soldatenfriedhöfen marginalisiert. Im sowjetischen Machtbereich wurden infolge stalinistischer Repression die Namen der Opfer bewusst nicht genannt, denn Kriegsgefangenschaft war bis zum Zerfall der Sowjetunion ein Tabuthema. Sie passten nicht ins Narrativ vom siegreichen Großen Vaterländischen Krieg. Ihre Grabstätten wurden sehr häufig umgedeutet und so gestaltet, dass sie für die Erinnerung an alle sowjetischen Opfer des Kampfes gegen den Faschismus genutzt werden konnten.

Friedhöfe sowjetischer Kriegsgefangener wurden in der Bundesrepublik als Provokation betrachtet. Denkmäler wurden geschliffen und gerade die Friedhöfe an ehemaligen Standorten von Lagern mit zehntausenden von Opfern umfassend umgestaltet und umgedeutet. Erst mit der deutschen Wiedervereinigung und den Auseinandersetzungen um die Verstrickung der Wehrmacht in die nationalsozialistischen Verbrechen ab Mitte der 1990er Jahre nahm die wissenschaftliche Beschäftigung mit den sowjetischen Kriegsgefangenen an Fahrt auf und die Gestaltung der Soldatenfriedhöfe rückte verstärkt in den öffentlichen Fokus.

In dem Vortrag wird es um den Umgang mit den Friedhöfen sowjetischer Kriegsgefangener in den beiden deutschen Teilstaaten nach 1945 und im wiedervereinigten Deutschland gehen. Vergleichend werden Beispiele aus Russland, Belarus, Ukraine und Polen vorgestellt.

Dr. Jens Nagel, 1966 in Bremen geboren, studierte Geschichte, Politikwissenschaften und Volkswirtschaftslehre an der Universität Hannover und der University of Bristol. In den Jahren 1999 bis 2001 war er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Sächsische Gedenkstätten am deutsch-russischen Erschließungsprojekt „Sowjetische Kriegsgefangene (Offiziere) im Deutschen Reich 1941-1945“ beteiligt.  Seit 2002 ist er bei der Stiftung Sächsische Gedenkstätten als Leiter der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain tätig.

Teilnahmegebühr: Kostenfrei Veranstalter: Landeszentrale für politische Bildung Bremen BarrierefreiheitBarrierefrei Kontakt
Tobias Peters E-Mail: tobias.peters@lzpb.bremen.de Telefon: 0421 361 2098