Geschichte und Erinnerung

"Mr. Jones" (PL/GB/UKR 2019, 114 min.)

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Online-Veranstaltung, Symbolbild © Sam McGhee, unsplash
18.11.2023
20:00 Uhr
Referent:in Caroline Finkeldey Veranstaltungsort: City 46
Birkenstraße 1
28195 Bremen

Filmvorführung mit einer Einführung von Caroline Finkeldey, Junge DGO – Deutsche Gesellschaft für Europakunde.

Ein Interview mit dem mysteriösen Josef Stalin ist für den walisischen Journalisten Gareth Jones die Chance seines Lebens. Doch der investigative Journalist hat keine Ahnung, worauf er sich eingelassen hat, als er sich 1933 nach Moskau begibt. Als Jones auf dem Weg dahin unautorisiert in die damals sowjetische Ukraine einreist und dort die Umstände der extremen Hungersnot aufdeckt, beginnt ein riskanter Wettlauf gegen die Regierung, den sowjetischen Geheimdienst und die Zeit. Denn Stalin und die anderen bolschewistischen Führer wollen mit der gewaltsamen Getreidebeschlagnahmung die unbedingte Unterwerfung der Ukraine erreichen. Während die Menschen verhungern, wird mit den Getreideexporten auf dem Weltmarkt Gelder für Investitionen in eine forcierte Industrialisierung generiert. Die wahren Hintergründe darf der Westen auf keinen Fall erfahren.
Beruhend auf wahren Begebenheiten erzählt Agnieszka Holland die atemberaubende Geschichte des Journalisten Gareth Jones, der als Erster über die staatlich angeordnete Hungersnot berichtete.

Holland veranschaulicht das Grauen, ohne sich daran zu weiden. Der historische Thriller, der 2019 im Wettbewerb der Berlinale Premiere feierte, ist dann auch ein Kampf gegen das Vergessen, ein Appel dafür, das Leid der Welt bewusst zu sehen und anderen nicht widerspruchslos die Wahrheit zu überlassen, was in einer Zeit, in der Genozide noch immer tagtäglich stattfinden, so wichtig ist wie vor fast 90 Jahren. (Oliver Armknecht, film-rezensionen.de)

Hintergründe zum Film:

Die künstliche Hungersnot
Stalins Politik führte Anfang der 1930er Jahre zum Hungertod von Millionen von Menschen – dem Holodomor. Die meisten Opfer waren Ukrainer. … Gleichzeitig starben auch fast 2 Millionen Kasachen und mehrere Hunderttausend Russen und Deutsche an der mittleren und unteren Wolga an Hunger. (Guido Hausmann, www.taz.de)

90 Jahre Holodomor
Inmitten des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine fand im November 2022 das Gedenken an die von der Sowjetführung vor 90 Jahren verursachten Hungersnot Holodomor statt. Die Ukraine verwies bei der Gedenkfeier auch auf Parallelen zur russischen Aggression von heute.
Im November 2022 hat nun auch der Deutsche Bundestag den „Mord durch Hunger” als Genozid anerkannt. Weitere Länder, die – neben der Ukraine – den Holodomor offiziell als Völkermord anerkannt haben: Australien, Ecuador, Estland, Georgien, Kanada, Kolumbien, Lettland, Litauen, Mexiko, Paraguay, Peru, Polen, Portugal, Tschechien, Ungarn und der Vatikan. 

Veranstalter: Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, City 46 – Kommunalkino Bremen e.V. BarrierefreiheitBedingt barrierefrei. Automatische Eingangstür zum Kinofoyer. Fahrstuhl, WC und ebenerdiger Zugang zu den Kinosälen. Beide Kinosäle verfügen über Plätze für Rollstühle.