Internationale Politik

"Wenn ich das finstere Bild des Faschismus auftauchen sehe"

"Aus den Akten auf die Bühne“ bringt seit 2007 historische Forschung zum Sprechen und verbindet Wissenschaft und Kunst. Unter der Leitung von Dr. Eva Schöck-Quinteros werden Dokumente zu Themen der (Regional-) Geschichte des 20. Jahrhunderts in Archiven und Bibliotheken recherchiert und transkribiert. Peter Lüchinger übernimmt Texteinrichtung und Regie und stellt aus vielen hundert Seiten das Material für eine szenische Lesung zusammen, die er mit Schauspielerinnen und
Schauspielern der bremer shakespeare company auf die Bühne bringt.

Das Projekt konnte nur dank der intensiven transnationalen Zusammenarbeit mit Chileninnen und Chilenen umgesetzt werden. Die szenische Lesung findet im Rahmen der Solidaritätsveranstaltung „Te recuerdo Chile“ mit der Historischen Kommission der SPD Land Bremen statt, die an den Putsch am 11. September 1973 erinnert.

Hintergrund:

Am 1. Mai 1973 hält Salvador Allende auf der Plaza de la Constitución vor dem Regierungspalast La Moneda seine dritte Rede als Compañero Presidente zum Tag der Arbeit. Rund 200.000 Menschen sind Richtung La Moneda gezogen, um seine Rede zu hören. Allende beschreibt schonungslos die finstere Lage aufgrund der Einmischung großer Konzerne wie ITT und Kennecott, der USA und der chilenischen Rechten. Er hebt hervor, dass die Arbeiterklasse Gewalt, Terrorismus und Bürgerkrieg ablehne, und warnt vor dem drohenden Faschismus.

Vier Monate später, am 11. September 1973, stürzte das Militär durch einen brutalen Angriff den demokratisch gewählten marxistischen Präsidenten Allende und seine Regierung der Unidad Popular. Tausende Menschen wurden in das Nationalstadion und in andere Konzentrationslager verschleppt, gefoltert und ermordet. Unter ihnen die Stimme der Unidad Popular, der bekannte Musiker Victor Jara. Bis heute suchen Angehörige nach über 1.000 Verschwundenen. Die zivilmilitärische Diktatur unter General Augusto Pinochet konnte sich 18 Jahre an der Macht halten: Nicht zuletzt dank der Unterstützung der US-Regierungen (v. a. Richard Nixon, Henry Kissinger) und der CIA.

Die szenische Lesung führt in die 1970er Jahre, in den Kalten Krieg und die Folgen für Lateinamerika am Beispiel Chiles. Wie wurde über Präsident Allende und die Unidad Popular in den westdeutschen Medien berichtet? Wie bewerteten sie den Putsch und General Augusto Pinochet? Wie reagierten die Botschaft der Bundesrepublik, das Auswärtige Amt und die Regierung unter Kanzler Willy Brandt? Wie erinnern sich Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus Chile an diese ihr Land bis heute prägenden Ereignisse? Die Erinnerung spaltet Chile auch nach 50 Jahren noch immer.

Anmeldung: Karten gibt es bei der bremer shakespeare company Veranstalter: bremer shakespeare company, Aus den Akten auf die Bühne, Universität Bremen BarrierefreiheitBarrierefrei Kontakt
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